Bei sich selber wohnen
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Bei sich selber wohnen
Kontemplation - kontemplatives Leben
Habitare Secum
zur Ganzheit finden
Mönch - Nonne
Mit der Lectio divina kommen wir zu einem weiteren Aspekt unseres benediktinischen Lebens. Obschon wir in Gemeinschaft leben, gibt es auch das Alleinsein und die Zurückgezogenheit. Dies ist schon in dem Wort „Kloster“ angedeutet. Es kommt von dem lateinischen Wort „Claustrum“, was so viel bedeutet, wie „abgeschlossener Bereich“. Als Benediktinerinnen leben wir im Kloster und nach Benedikts Vorstellung verlassen wir das Gelände mit Haus und Garten nicht alle Tage. In der Regel werden die Arbeiten innerhalb der Klausur verrichtet und auch die Zeiten der Erholung, die freie Zeit am Abend oder am Sonntag verbringen wir dort. Es geht um die Sammlung. Wir richten unser Leben so aus, dass Gott darin immer mehr alles durchdringt und wir uns von ihm erfüllen lassen. Damit dies gelingen kann, lassen wir vieles andere außen vor, um uns nicht im Vielerlei zu verlieren. Benedikt hat im vierten Kapitel seiner Regel die Werkzeuge der guten Werke aufgelistet, Lebensweisheiten und Anleitungen zu einem Leben nach dem Evangelium. Im letzten Satz heißt es: Die Werkstatt aber, in der wir das alles gewissenhaft üben sollen, ist der Bereich des Klosters und das treue Ausharren in der Gemeinschaft (RB 4,78). In dieser Formulierung verbirgt sich ein weiteres Gelübde, das wir ablegen: Die Beständigkeit. Wir geloben das lebenslange Bleiben in einer Gemeinschaft, was im benediktinischen Leben dann auch meint, an einem bestimmten Ort zu bleiben. Wir treten in ein bestimmtes Kloster ein und in diesem Kloster werden wir dann normalerweise unser ganzes Leben bleiben. Dahinter steht die Überzeugung, dass ein äußeres Stillhalten und Bleiben, eine innere Wandlung begünstigt und vielleicht erst möglich macht. Schwierige Situationen bleiben im Kloster nicht aus. Wenn wir in diesen Situationen Gott die Chance geben wollen, an uns zu wirken und uns zu reifen Menschen werden zu lassen, dann müssen wir bleiben und ausharren. Das hört sich an wie ein passives Erdulden und Aushalten. Tatsächlich ist es aber das Gegenteil: Es ist ein inneres Ringen, ein Ringen mit Gott und mit uns selbst. Benedikt hat das im eigenen Leben geübt. Nachdem er als junger Mann im Eifer des Anfangs eine schwere Erfahrung des Scheiterns gemacht hatte, zog er sich wieder in die Einsamkeit zurück und unter den Augen Gottes, der aus der Höhe niederschaute, wohnte er bei sich selbst (vgl. Gregor der Große, Buch II der Dialoge, Kap. 3,5). Hier ist vom „habitare secum“ die Rede, vom „Wohnen bei sich selbst“. Das ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens. Neben dem Gemeinschaftsleben, sind wir auch zu einem einsamen Leben im Angesicht Gottes berufen. Dazu gibt es Zeiten des Schweigens und des Rückzugs. Jede Schwester hat ihr eigenes Zimmer, in dem sie in Stille und Einsamkeit im Angesicht Gottes bei sich selber wohnt. Es bleibt ein lebenslanger Übungsweg, dieses „habitare secum“ zur guten Gewohnheit und zur Kraftquelle im Vielerlei des Alltags zu machen. Wenn wir bei uns selber bleiben, auf die eigenen Gedanken achten und das, was sich in unserem Herzen regt ehrlich anschauen, werden wir auch Gott finden, der uns dort begegnen will.
1. Benenediktinerin - Ein Leben lang Gott suchen
2. In eine Gemeinschaft eintreten
3. Benediktinerin werden
4. Dem Gottesdienst gar nichts vorziehen
5. Leben in einer Tradition
6. Von der Hände Arbeit leben
7. Das Wort Gottes lesen
8. Bei sich selber wohnen
9. Mit den Menschen leben
10. In einer weltweiten Familie zuhause sein
11. Es noch einmal zusammenfassen